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Ich hatte hier schon mal ein AMA über die psychischen Folgen (vor allem die dissoziative Identitätsstörung) gemacht, und dachte es gibt vlt. Interesse an der Ursache/am Leben in der "Parallelwelt" und oder an sonstigen Folgen.
Wenn ne Frage zu direkt/persönlich wird sag ich Bescheid, macht euch da keine Sorgen. Wenn's unerwünscht ist...einfach sagen, dann lösch ich's.
Danke!
Zu dem "Opfer wird Täter"-Gedanken habe ich ein paar anekdotische Fälle im Umfeld, natürlich alles nicht so gravierend wie bei dir, aber deshalb wollte ich da nachhaken. Ich stimme deiner provokant klingenden Äußerung zu, dass man vieles nachvollziehen kann im Sinne von "Ach da kommt das her", oder "Das ist jetzt in sich stimmig". Rechtfertigen tut das alles überhaupt nix, das sehe ich auch so. Aber die Leute werden ja immer ein halbwegs widerspruchsfreies Weltbild haben, und das kann man oft von außen nachzeichnen. (Konkret kenne ich ein paar Persönlichkeitsstörungen, die üblichen Narzissten und Histrioniker, und das kommt bei denen alles nicht aus dem Nichts, sondern man kann es halt nachverfolgen.) So ne Tätersoziologie aufzustellen ist natürlich immer mit Grenzen versehen wegen deren Individualität, und es resultiert nie in einer eindeutigen Faustformel, aber ich hab schon oft mein Menschenbild an sowas verfeinern können, deshalb frag ich so.
Rechtfertigen und wohlwollend humanisieren will ich hier bestimmt nix, im Gegenteil. (Ich hab vor ewigen Zeiten mal "Unter Glatzen" gelesen, wo eine Soziologin erzählt, die gewalttätige Nazis im Knast interviewt hat. Und nach einigen Interviews durchaus erstmal hat kotzen müssen, weil deren Ausstrahlung einfach zu krass gewesen war. Und wirklich alle erzählten dort von Gewalt im Elternhaus, quasi Gewalt als Bindungsmechanismus, und später suchen sie selber die Prügelei aus Sehnsucht. Sehr menschlich, kein bisschen rechtfertigend. Das ist so meine Denklinie hier.)
Danke für den Hinweis, dass es gar nicht zwangsläufig reinrassige Pädos gewesen sein müssen. Macht total Sinn, hatte ich nicht auf dem Zettel.
Sie haben dich ja mehr oder weniger bewusst als Sklavin gehalten, also: Gerade nicht bloß so, wie das Erwachsene bewusst und einverständig stundenweise miteinander machen und dann ist das irgendwie Kink, sondern tatsächlich und vollständig. Ich kenne nun einen Haufen Leute, die ihre Kinks ausleben, aber alle können das überhaupt nur mit so einer ironischen Brechung, und niemand von denen würde jemals Sklaverei vertreten können. Wie ist das bei diesem "Ring" gewesen, finden die auch sonst Menschen zweiter Klasse gut? Sind das Rechtsextreme, die systematisch Menschen hassen? Wie schauen die auf Ausländer oder nach Afrika? Oder war es mit dir ein einziger Tabubruch und man hatte sonst ein eher normales Menschenbild?
Deine Erzeuger haben ihr Leben krass dieser Idee untergeordnet, so wie ich das verstehe. Als hätten sie in dem Bewusstsein gelebt, nur etwas oder jemanden erschaffen zu können, den man quälen und kaputtmachen kann. Oft geht damit eine Verbitterung einher, dass man wie verdammt sei und nichts tatsächlich schönes erschaffen könne, sondern nur Elend, und dann gibt's meistens noch ne schwachsinnige Erklärung hintendran, warum sie eben der Fluch getroffen hätte. Traf das dort auch zu, gab's da dieses Outlaw-Bewusstsein, dass ihnen das normale Leben und der Zugang zum normalen Glück verwehrt sei? Oder andersrum: Gabs ein Elitenbewusstsein, weil man es durchzieht, und man sammelt den Neid von seiner kriminellen perversen peer group ein?
Du wirkst sehr pazifistisch, aber nicht explizit, sondern eher mit dir selbst beschäftigt und nach innen gekehrt. Hast du je Rachegedanken? Hättest du die eher, wenn du es in deinem eigenen Kopf leichter hättest? Oder siehst du das als nutzlos und schaust nach vorn und auf dich selber? Wie war das über die Zeit?
Zum Thema Nachfolgerin gebären: Jo, das ist wohl das krasseste, was ich bisher hier ausformuliert gesehen habe. Da ist dir was erspart geblieben. Ich find wiederum das Menschenbild so krass, abgesehen von den ganzen praktischen Widerlichkeiten. So geht man nicht mit seinem Haustier um.
Vielleicht bin ich da auch aufm Holzweg, aber ich seh das als "Skala", auf der einen Seite sind die Pädos die Kinder wirklich so "lieben" das sie wissen, wie schlimm missbrauch wäre, am anderen Ende sind reine Sadisten, da ist n Kind nur n leichtes Ziel. Ich hab beide Enden erlebt (erstere haben mich reichlich verwirrt), und der Rest fällt "irgendwo dazwischen".
Am sadistischen Ende wäre es dann auch gar nicht mehr nötig, das Kind sexuell attraktiv zu finden, sondern es kann auch über den sadistischen Kick kommen. Das ist ne Gedankenverbindung, die hatte ich noch nicht.
Brauchen diejenigen, die Kinder 'lieben', erstmal eine Ansprache und müssen gezeigt bekommen, dass das Kind so pervertiert worden ist durch unmenschliche Erziehung, dass es das alles okay findet? Und dann nehmen sie das so hin und legen selber los, als hätten sie nie Skrupel gehabt? Das ist tatsächlich verwirrend.
Sie haben dich ja mehr oder weniger bewusst als Sklavin gehalten
Mit dem Ansatz hadere ich immer noch, objektiv kann man da so nennen aber subjektiv erwartet mein Kopf da immer "eingesperrt, gezwungen, verängstigt", und sowas trifft bei mir halt nicht zu :/
Verstehe, du bist jedenfalls nicht permanent im Käfig im Keller gehalten worden. Jedoch: Du hast überhaupt nur zu einem Zweck existiert, deine freie Entfaltung war stark eingeschränkt, und es war auch Kinderarbeit ohne Rücksicht auf Ausgleich und Erholung. Normalerweise hat man ja Kinder, weil man gespannt daneben stehen will und schauen, wie sie sich entwickeln, und irgendwann lässt man sie laufen und beobachtet sie aus der Ferne. Das war bei dir doch eher gegenteilig, du warst im Wesentlichen da um permanent abzuliefern und benutzt zu werden. Die schönen Seiten will ich gar nicht abstreiten, aber ich sag mal so: Die Regeln für Kinderarbeit sind mit Sicherheit nicht eingehalten worden. Und natürlich kann man einem Kind beibringen, dass es bestimmte Freiheiten nicht gibt, man kanns ja auch Erwachsenen in totalitären Staaten beibringen. Und trotzdem ist der Freiheitsentzug dann ein Fakt, er muss übrigens auch nicht dadurch legitimiert werden, dass man dagegen aufbegehrt. Also, nur weil du nicht dagegen angekämpft hast, wird der Tatbestand ja nicht abgemildert.
Ich glaube, ich will eine Parallele zeichnen zu Kinderschauspielern und -Popstars, Britney Spears und so. Da gibts erstmal keine physische Unterwerfung und erstmal keinen Missbrauch (hm), aber auch da gibt es Eltern, die ihre Kinder benutzen um sich Status und Geld zu verschaffen, und natürlich widersetzt sich ein dreijähriges Kind nicht, wenn es mit einer übersteigert harten Tanz- und Schauspielausbildung konfrontiert ist. Ist natürlich nicht alles schwarz-weiß ... aber so wie du das schilderst, sehe ich dich da schon sehr, sehr weit auf der nicht-mehr-okayen Seite.
Gabs ein Elitenbewusstsein, weil man es durchzieht, und man sammelt den Neid von seiner kriminellen perversen peer group ein?
Das trifft ziemlich genau zu, zumindest in dem was ich mitbekommen habe. Mir wurde vermittelt "wir" (ich, erzeuger, "Freunde") wären eine Ausnahmeerscheinung, wären "mutiger" als die meisten Menschen weil wir uns nicht "unterdrücken" lassen (mein Erzeuger hat das oft damit verglichen wie früher/in anderen Ländern Homosexualität unterdrückt wurde/wird).
Das ist ja genial. Dann ist das, was man dir als cover story eintrichtern muss, damit du das 'Geheimnis' für dich behältst, gleichzeitig die Ideologie, mit der der Täter sich rechtfertigt. Und er kann ständig sein Mantra aufsagen und bekommt es von dir irgendwann noch gespiegelt, und damit kann man es vielleicht doch ein bisschen besser aushalten.
Gab es jemals schwache Momente bei den Tätern, dass sie Mitleid entwickelten und überlegten, das ganze aufzuhören, oder zumindest humaner zu sein? Das Anrichten von körperlichen Schäden wäre ja zb so ein Moment, der sich dafür anbieten würde.
Steckte da auch der Gedanke drin, dass es eine "schweigende Mehrheit" gäbe, also dass viele das gern machen wollten, wenn sie nur dürften?
Ich hoffe ich hab alle Fragen gesehen.
Danke! Allenfalls noch die Frage nach dem Outlaw-Bewusstsein, diesem Ethos, "Von der Gesellschaft verstoßen" und verflucht zu sein. Quasi das, was die Motorrad-Clubs hervorgebracht hat (infolge von Gesetzesverstößen) und was von den Böhsen Onkelz so absurd und hohl zitiert wird, obwohl die keine outlaws sind und das Publikum auch nicht. Hatten die Täter das?
Noch ne Frage zur DID und deinen Altern: Ich vermute mal, dass die sich jeweils während einer besonders starken, traumatischen Erfahrung abgespalten haben. Also entweder psychisch durch Horror und Angst, oder physisch durch anhaltende und unglaubliche Schmerzen. Ist das etwas, das ihr in der Therapie verfolgt habt? Oder ist eine solche Rekonstruktion der Schäden eher wertlos und ihr versucht eher mit der heutigen Situation umzugehen?
(Ich werde hemmungslos alles fragen, was das Herz begehrt, aber ich will erstens nicht, dass jemand hier mitliest und sein Kopfkino aus dem Interview speist, und zweitens will ich es dir leicht machen Antworten abzulehnen, weil ich nicht weiß, wie schwer dir das fällt.)
Ja genau, bei der sexuellen Orientierung drängt sich natürlich der Gedanke auf, dass es eine Ausweichhandlung ist. (Ist natürlich völlig gleich -- selbst wenn es so sein sollte: Solange ihr individuell miteinander klarkommt, ist es doch gut.)
Spannend finde ich in dem Zusammenhang noch die Frage nach gebrochenen Vorlieben. Quasi: Du würdest z.B. Männer eigentlich toll finden, musst aber Schwänze und den männlichen Geruch aus Traumatisierungsgründen meiden. Mit sowas umgehen wäre dann schwierig. Hast du sowas?
Was meinst du mit "man hat das Gefühl, man darf nix sexuelles mögen"? Dass es schwer ist sich einzugestehen, dass manche Empfindungen angenehm waren? Oder dass es schwer ist das vor anderen zu vertreten? Oder dass jede Vorliebe automatisch auf die Vergangenheit gemünzt wird und man sagt zu "Ach ja, natürlich"? Oder hat man das Gefühl, quasi aus Trotz und Ablehnung nur selbst Entdecktes gelten lassen zu wollen?
Sind deine (erwachsenen) Alters eigentlich unterschiedlich, was die Präferenzen für Intimität angeht? Oder zählt das zum gemeinsamen Gedächtnis?
Es klingt so, als hättest du eine weite Strecke zurückgelegt. Gratulation! Vor allem zur Abwesenheit von Angst. Wie ist es mit Schwimmzeug und Dessous, ist es da dein eigener Anblick, der dir nicht geheuer ist, oder ist es die Art, wie du von anderen angeschaut wirst?
Ich behaupte ja, dass es wirklich zwei Sorten Wäsche gibt, also die, die der Trägerin gefallen und die, die dem anderen Part gefallen, und dann gibts als drittes die teuren Sachen, und nur die schaffen es, beide Funktionen zu erfüllen. :-)
Re "sich als legitimes Opfer wahrnehmen ohne heldenhaft dagegen angekämpft zu haben": Ich sag dir das gerne auch noch hundertmal. Kann mir vorstellen, dass du es öfters hören musst. :-)
Re Mitleid und Erbarmen: Klingt insgesamt, als hätten sie dich eher wie Vieh behandelt als wie ein Haustier.
Danke für die ganzen Antworten zu den Tätern. Das ist ein beeindruckendes Bild, was da entstanden ist.
Darf ich noch Fragen zu deiner Entwicklung von Partnerschaft und Intimität stellen? Da muss ja anfangs komplett alles auf dem Kopf gestanden haben. Ich will dich gar nicht an der 'normalen' Beziehung messen, sondern andersrum fragen: Spürst du, dass dir was fehlt? Kannst du alles an Intimität, Romantik, Sexualität etc erreichen und ausleben, was du haben möchtest, oder gibts da weiße Stellen auf der Landkarte, wo du den Weg zum Glücklichsein nicht finden kannst?
Gibt es Sachen, wo du denkst 'schade, dass ich das nicht gut finden kann', weil es dir verdorben wurde, es zu genießen, aber eigentlich würdest du es gerne mögen?
Ich gehe davon aus, dass du so einiges komplett meidest, aber vielleicht konntest du ein paar Sachen auch 'für dich erobern'. Gibt es Dinge, die du mit der Zeit lernen konntest zu genießen? Nicht (nur) im sexuellen Sinne, du hast irgendwo auch die erste Umarmung deiner Eltern beschrieben, die dich ziemlich neu verkabelt haben muss.
Ja, aber es gibt ja noch größere Kreise als diesen harten Kern, der dich schon "kennt". Diejenigen, die nicht bis zum Hals im Sumpf stecken, und die zu ihrer Unterhaltung 'nur' ein paar 14-jährigen auf Instagram folgen, die sind durchaus auch hier unterwegs, und ich will die nicht unnötig anfüttern. (Du machst das übrigens klasse, nichts zu verdecken oder beschönigend zu umschreiben.)
Fühlt sich das mit deiner Freundin 'arrangiert' an? Also abgesehen vom gemeinsamen Schicksal hat man euch ja auch das Partnersuchen und Entdecken genommen, und euch mehr oder weniger einfach voreinander gestellt. Ist das ein 'Makel', dass selbst das noch der Täterseite zuzuschreiben ist, oder seid ihr einfach nicht mehr die Persönlichkeiten von damals und deshalb ist es egal?
Von der einen Little hast du ab und zu geschrieben. Ja, äh, nicht cool. Passt gut auf sie auf. Wie geht man damit um, gibt man ihr den Raum um dazuzulernen und um sich persönlich zu entwickeln, oder lässt man sie einfach nicht so oft nach vorne und sieht zu, dass eine Aufsicht da ist?
Muss diejenige, die vorn ist, sich selber entscheiden wieder abzugeben, oder können die anderen ihr sagen 'jetzt mach mal halblang'? Wissen die Littles, wann es gut ist?
Abgesehen von Dessous undsoweiter: Wie ist es für dich, wenn dir auf der Straße jemand hinterherschaut? Ich mein, du bist ne Frau im besten Alter, bisschen zierlich, du kriegst doch sicherlich auch Blicke ab und alles. Wie gehst du damit um?
Hast du je einen Drang gehabt, dich hässlich bzw. unattraktiv zu machen? Oder zumindest dein asexuelles alter? Hast du je einen Drang nach body modification o.Ä. gehabt, um deinem Körper deinen eigenen Stempel aufzudrücken?
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Ich stell ein paar komische Fragen, weil das die sind, die noch nicht gestellt wurden. Hoffe das ist ok. Hab deine beide AMAs gelesen. Krass, wie verhältnismäßig gut du klarkommst -- das ist echt übermenschlich. Alles Gute euch allen! Schafft euch gute Erinnerungen!
Danke für die irre Offenheit. Keine Ahnung, wie man hier respektvoll sein kann, ich fühle mich hier die ganze Zeit sehr intrusive.