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Hallo ihr Lieben!
Ich bin gelernt examinierte Altenpflegerin und arbeitete acht Jahre in Deutschland, bevor es mich der Liebe wegen nach Österreich verschlug. Hier darf ich den hochtrabenden Titel: Diplomierte Sozialbetreuerin für Altenhilfe tragen... 😉
Was mir SOFORT auffiel, an meinem ersten Arbeitstag in Österreich? Die Menge an Personal. Nicht nur, dass das Reinigungspersonal jeden Tag kam und wirklich jedes Zimmer ordentlich putzte, inklusive Mülleimer leeren (ja, sollte selbstverständlich sein, aber ich erlebte da schon heftige Dinge...), die Hauswirtschaft war vollständig besetzt und es waren einfach genügend Pflegekräfte pro Schicht vorhanden! Ich dachte wirklich, ich wäre im Schlaraffenland gelandet.
Ich konnte morgens gemütlich meine ungefähr drei bis vier Bewohner waschen. Gespräche mit Bewohnern/ Klienten WÄHREND der Arbeitszeit führen, ohne dass jemand gehetzt/ eifersüchtig um die Ecke schaute, weil ich eine "Pause" machte. Es gab ein gutes PC-Dokumentationssystem (in meiner Zeit in Deutschland war alles noch Papierkrieg) und ich hatte einfach das Gefühl, dass der alte Mensch ist seinem Sein viel mehr wertgeschätzt wird.
Nun hatte ich aufgrund Kinder 10 Jahre Pause und bin im August in Teilzeit wieder eingestiegen. In dem Medien hörte man fortlaufend von dem enormen Fachkräftemangel und ich hatte wirklich Bammel. Immer im Hinterkopf, den Stress aus Deutschland. Aber easy! Ja, es gibt zu wenig Personal. Die Lösung? Es wurden Betten gesperrt, ja sogar ein komplettes Stockwerk gesperrt, um die noch vorhandenen Pflegekräfte zu entlasten und die hohe Qualität an Pflege und Betreuung weiterhin gewährleisten zu können.
Ich bin begeistert! Kein Stress, keine Hektik. Der alte Mensch wird geachtet und wertgeschätzt. Es ist ein liebevolles Miteinander. (In dem Zusammenhang unterhielt ich mich mal über die Begrifflichkeit 'gefährliche Pflege' und ich musste feststellen, dass ich in Deutschland nur so gearbeitet habe.) Man wird als Arbeitnehmerin und Kollegin wertgeschätzt. Nicht nur das in Österreich übliche 13. und 14. Monatsgehalt, sondern auch noch unzählige Benefits vom AG.
Derzeit ist man eifrig dran, Pflegekräfte aus dem Ausland zu rekrutieren und die Reihen füllen sich wieder. Kommendes Jahr ist geplant, dass alle Betten wieder gefüllt werden. Bin gespannt! Die Wartelisten sind lange. Viele warten auf freie Betten.
Aber was bringt ein freies Bett, wenn eine gute Pflege nicht gewährleistet werden kann? Dies frage ich mich immer wieder in Bezug auf Deutschland und kommentierte mal einen dementsprechenden Beitrag auf Instagram. Eine antwortete, dass man Strafe zahlen muss, wenn man Betten sperrt. Stimmt das? Allerdings wunderte mich diese Antwort nicht. Es geht immer nur ums Geld: was wieviel kostet und wo man einsparen kann. Das hat meiner Ansicht nach die Pflege komplett kaputt gemacht.
Es wurde in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur Personal abgebaut um Kosten zu sparen, nein, es wurde auch an Arbeitsmaterialien gespart. Kennt ihr den entsetzten Blick, wenn keine Einlage mehr im Kasten ist? Wenn keine Handtücher oder Bettwäsche mehr vorhanden ist, weil das Kontingent der Woche aufgebraucht wurde? Bestimmt. All solche Dinge, die Pflege kaputt machen und übrigens auch den alten Menschen, den Patienten zu einem Objekt degradieren, welches nur Kosten verursacht und es nicht wert ist, ein schönes Leben zu führen.
Wer also mal Pflege anders erleben möchte: macht doch mal ein Auslandsjahr! 😉 Die Schweiz ist übrigens ebenfalls empfehlenswert.
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