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Ein warmer Spätsommertag geht zu Ende, und die letzten Strahlen der Abendsonne tauchen die Gleise des kleinen Bahnhofs in ein weiches, orangenes Licht. Hinter den baufälligen Lagerhallen erahnt man die weiten Felder und Wälder Ungarns. Nur wenige Leute stehen auf dem Bahnsteig: ein paar Einheimische, ein paar junge Backpacker, ein paar erschöpfte Abenteurer.
Langsam rumpelt der prähistorische Nachtzug über die unebenen Schienen in den Bahnhof und kommt schließlich mit einem infernalischem Kreischen der antiken Bremsen zum Stehen. "Istanbul", steht auf dem zerbeulten Metallschild an der Tür, und meine Augen lesen "Sonne, Meer, Abenteuer. Leben!". Mit Zischen und Knallen öffnen sich die Türen, und ein Schaffner mit weinroter Uniform, gezwirbeltem Schnurrbart und goldener Taschenuhr mustert streng die wartenden Fahrgäste. Das einundzwanzigste Jahrhundert ist bereits zwei Jahrzehnte alt, doch an diesem kleinen Umsteigebahnhof im Nirgendwo fühle ich mich, als würde ich in den allerersten, den echten Orient Express einsteigen.
Mit meinem großen Rucksack zwänge ich mich durch den engen Gang und in mein Abteil. Vier Liegen, zwei auf jeder Seite übereinander. Niemand ist da, also mache ich es mir bequem und breite meine Sachen aus, während der Zug sich mit einem resignierten Stöhnen wieder langsam in Bewegung setzt. Aus der Seitentasche des Rucksacks ziehe ich eine Tüte Chips und eine Flasche billigen Rotwein, mein Abendessen für heute.
Lächelnd schaue ich aus dem Fenster, wo gemächlich die Landschaft vorbei zieht. Freiheit!, denke ich für mich, das hier ist die Freiheit die ich solange vermisst habe. Einfach ich selbst sein, mein eigenes Leben leben und Spaß haben dabei. Ich hoffe, dass ich allein in meinem Abteil bleibe, eine ruhige Nacht wäre ganz nett nach den wilden Partynächten in Budapest. Doch dann öffnet sich doch die Tür...
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